Schwangerschaftsmythen – wir erklären, was dran ist
Die Liste an Schwangerschaftsmythen ist lang. Schwangere essen gerne doppelt so viel und am liebsten Süß-Saures in Kombination. Das ist wohl eine der gängigsten Schwangerschaftsmythen, die kursieren. Doch was ist dran? De facto sind es gerade mal 250 Kalorien mehr, die eine Schwangere braucht, um das Baby zu versorgen. Für süß-saure Gelüste gibt es hingegen kaum wissenschaftliche Erklärungen. Stattdessen lässt sich nur erklären, dass Schwangere wegen des erhöhten Östrogen-Spiegels deftigere Speisen bevorzugen. Wie viel Wahrheit in weiteren bekannten Schwangerschaftsmythen steckt, verrät dieser Beitrag.
Ein wichtiger Hinweis vorweg
Eine Schwangerschaft ist eine besondere Zeit, die nervenaufreibend, anstrengend und wunderschön sein kann. Schwangerschaftsmythen sind nicht dazu gemacht, werdende Mütter zu nerven. Stattdessen sollten sie als Überlieferung alter Annahmen betrachtet werden. Unterm Strich erlebt nämlich jede werdende Mutter die Schwangerschaft ganz anders und auf ihre Weise.
Schwangerschaftsmythen rund um den Körper der Schwangeren
Hierbei handelt es sich weniger um einen Mythos, sondern vielleicht eher um eine leicht zu merkende Ermahnung. So zumindest sollte der Satz im besten Fall verstanden werden. Dass nicht jeder Schwangeren automatisch ein Zahn ausfällt, ist gesetzt. Dennoch sollte die Mundhygiene in der Schwangerschaft eine besonders große Rolle spielen – und dafür gibt es einen medizinischen Grund. Da der pH-Wert im Speichel und die Durchblutung sich erhöhen, steigt die Gefahr, dass Karies sich festsetzen kann. Auch kommt es öfter zu einem gereizten Zahnfleisch, das mit Zahnfleischbluten und Entzündungen reagiert. Neben dem obligatorischen Gang zum Frauenarzt sollte also während der Schwangerschaft auch der Zahnarzt aufgesucht werden.
Mit der Schwangerschaft wachsen die Füße der werdenden Mutter
Neue Schuhe in Massen zu kaufen, ist keine Pflicht während der Schwangerschaft. Richtig ist, dass sich die Schuhgröße ändern kann. Studien zufolge handelt es sich allerdings gerade mal um ein Viertel der Schuhgröße. Wer nicht mehr in die eigenen Schuhe passt, braucht ein paar bequeme Schwangerschaftsschuhe, die zur Saison passen. Den Schuhschrank komplett räumen zu müssen, ist allerdings ein Schwangerschaftsmythos. Nach der Geburt gelangt das Wasser aus dem Körper, die Füße werden kleiner und die Schuhe passen wieder.
Schwangerschaftsmythen rund um das Geschlecht des Kindes
Das Geschlecht des Kindes lässt sich am Bauch ablesen
Der Schwangerschaftsmythos, dass die Bauchform Aufschluss über das Geschlecht des Kindes gibt, reicht bis in die Antike zurück. Vor der Erfindung des Ultraschalls mutmaßten Hebammen mit Blick auf die Bauchform, ob es ein Junge oder ein Mädchen werden könnte. Wer als Schwangere eher in die Breite ging und einen runden Bauch bekam, sollte ein Mädchen bekommen. Bei schmaler Statur und einem Bauch, der sich eher spitz nach vorn wölbt, mutmaßte man, dass ein Junge auf die Welt kommen sollte. Es gibt jedoch gibt keine wissenschaftliche oder medizinische Begründung für den Zusammenhang zwischen der Bauchform und dem Geschlecht des Kindes.
Mädchen-Mamas leiden häufiger an Schwangerschaftsübelkeit
Die Annahme, dass werdende Mütter, die ein Mädchen bekommen werden, häufiger an Schwangerschaftsübelkeit leiden, gehört in die Rubrik der Schwangerschaftsmythen. Richtig ist, dass der sogenannte HCG-Wert bei werdenden Mädchen-Mamas höher ist. Das kann bedeuten, dass es der Schwangeren öfter übel wird. Signifikant ist dieser Zusammenhang jedoch nicht.
Gestresste Frauen bekommen eher Mädchen
Ein anderer Schwangerschaftsmythos setzt sich mit dem Zusammenhang des Stressfaktors in der Schwangerschaft und dem Geschlecht des Kindes auseinander. Studien zufolge können sich männliche Chromosomen schlechter einnisten, wenn die werdende Mutter viel Stress hat. Dieser treibt nämlich den Cortisolspiegel in die Höhe und vertreibt die männlichen Chromosomen.
Schwangerschaftsmythen rund um Heißhunger, Teint und Gedächtnisleistung
Unbestätigt bleiben Annahmen, dass der Heißhunger der werdenden Mutter anzeigt, dass sie ein Mädchen bekommt. Auch der Schwangerschafts-Glow steht nicht im Zusammenhang damit, dass es ein Junge werden könnte. Das ist also ein glatter Schwangerschaftsmythos, denn jede Frau reagiert anders auf die Achterbahnfahrt der Hormone im Körper – mal mit einem strahlenden Teint, mal mit unreiner Haut.
Dass die Haarfarbe der werdenden Oma anzeigt, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, ist ebenfalls ein Schwangerschaftsmythos. Interessanterweise wollen Wissenschaftler jedoch herausgefunden haben, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht des Babys und der Anfälligkeit für Schwangerschaftsdemenz gibt. Mit einem Jungen im Bauch wird die Gedächtnisleistung besser; mit einem Mädchen schlechter.
Schwangerschaftsmythen rund um das Essverhalten
Bei Schwangeren gibt es regelmäßig Essiggurken
Dass Schwangere, die außergewöhnlichsten Gelüste haben dürfen, scheint ein Privileg der werdenden Mütter zu sein. Ob es immer höchst ungewöhnliche Geschmacks- und Lebensmittelkombinationen sein müssen, sei jedoch dahingestellt. Ernährungswissenschaftlich betrachtet ist es so: Wenn eine Schwangere Lust auf ein bestimmtes Lebensmittel verspürt, dann kann das durchaus ein sinnvolles Signal des Körpers sein, der einen Bedarf anmeldet. Der Vitamin- und Mineralstoffbedarf steigt. Wer seinen Gelüsten nachgibt, macht also meist einiges richtig.
Dass auf der Wunschliste zuhauf Essiggurken stehen oder diese gar mit Nuss-Nougat-Creme vertilgt werden, ist hingegen ein nicht zu erklärender Schwangerschaftsmythos. Meist haben Schwangere eher herzhafte Gelüste als dass ihnen der Sinn nach etwas Süßem steht. Das liegt am Östrogen-Spiegel, der für einen etwas süßlicheren Geschmack sorgt. Das Bild einer Schwangeren mit einem deftigen Essen ist also realistischer, als eine werdende Mutter mit Bergen von Schokolade und Gummibärchen.
Schwangere dürfen für Zwei essen
Dass Schwangere doppelte Portionen vertilgen sollten, ist ein Schwangerschaftsmythos. Wichtig ist es stattdessen darauf zu achten, was die Schwangere isst – und nicht wie viel. Eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung hilft dem Baby dabei, sich gut und gesund zu entwickeln. Aus Fast Food hingegen kann der Nachwuchs nur wenig Nahrhaftes abzwacken. Mehr Bedarf an Kalorien haben Schwangere übrigens meist erst zum Ende der Schwangerschaft. Die nahende Geburt ist aber kein Freifahrtschein für größere Portionen. Mediziner gehen von einem Mehrbedarf von etwa 250 Kalorien aus.
Anatomisch betrachtet unmöglich ist der Zusammenhang zwischen der Kopfbehaarung des Kindes und Sodbrennen. Der veränderte Hormonspiegel und ein weniger angespannter Muskel zwischen Magen und Speiseröhre bedingen das Brennen in der Speiseröhre – und nicht etwa die Kopfbehaarung des Babys. Zudem drückt auch die Gebärmutter mit zunehmender Größe immer stärker gegen den Magen und die inneren Organe. Deswegen haben Schwangere häufig Sodbrennen.