Regulationsstörung bei Babys und Kleinkindern
Gerade wenn Babys in den ersten drei Lebensmonaten sehr viel schreien und sich schlecht beruhigen lassen, sprechen viele von einer sogenannten Regulationsstörung. Diese wird umgangssprachlich oft auch als Dreimonatskolik bezeichnet und ist ein Zustand, der vorübergeht. Medizinisch betrachtet wird nicht von einer Krankheit gesprochen, da die Regulationsstörung bei Babys und Kleinkindern sich meist nach einigen Monaten von selbst wieder legt.
Was Eltern beachten sollten, wenn eine Regulationsstörung bei ihrem Baby oder Kleinkind auftritt, welche Symptome dafür sprechen, welche Ursachen zugrunde liegen und welche Möglichkeiten es gibt, Babys mit Regulationsstörung zu helfen, verrät der folgende Beitrag. Dieser kann der Orientierung dienen, aber keineswegs den ärztlichen Rat ersetzen.
Was ist eine Regulationsstörung bei Babys und Kleinkindern?
In den meisten Fällen leiden Babys nicht unmittelbar nach der Geburt an einer Regulationsstörung. Oft tritt diese etwa zwei Wochen nach der Geburt auf und hält bis zu drei Monate an, weswegen im Volksmund oft von der Dreimonatskolik gesprochen wird. Diese Verhaltensweisen lassen auf eine Regulationsstörung bei Babys und Kleinkindern schließen:
- Kinder, die an dieser Störung leiden, haben Schreiphasen und lassen sich häufig durch nichts beruhigen.
- Oft schreien die Babys krampfhaft, überstrecken dabei den teils hochroten Kopf nach hinten und krümmen sich vor Schmerzen.
- Die kleinen Beinchen sind dabei überwiegend angezogen und der Bauch ist hart.
- Die Kolik-ähnlichen Schübe treten meist nach Mahlzeiten, vermehrt in den frühen Abendstunden, auf.
Exkurs: Wieviel schreien ist normal?
Gerade weil Schreiphasen meist wiederkehrend sind und beinahe täglich auftreten, stellen sich natürlich sehr viele Eltern die Frage, ob es sich um ein Schreikind handelt. Die Regulationsstörung kann möglicherweise auf den ersten Entwicklungsschritt zur Selbstregulation zurückgeführt werden. Viele nennen dies auch das Ankommen.
In diesem Zusammenhang ist die Eltern-Kind-Bindung von großer Bedeutung, da ohne Sprache eine Kommunikation stattfinden muss und das Baby ein Gefühl der Sicherheit braucht.
Eltern, die jeden Abend versuchen, ihr Baby zu beruhigen, neigen nicht selten zu Unsicherheit und Verzweiflung, die sich dann allerdings wieder auf das Baby überträgt. Es entsteht ein Teufelskreis.
Von Schreibabys ist die Rede, wenn die Schreiphasen länger als drei Monate anhalten. Dabei schreit das Baby an mindestens drei Tagen in der Woche für mindestens drei Stunden am Tag. Die Ursache für diese Schreiattacken konnte noch nicht wissenschaftlich belegt werden. Einziger Trost: Regulationsstörungen gibt es auf der ganzen Welt. Weltweit kann es immer wieder vorkommen, dass Babys in den ersten drei Lebensmonaten abendliche Schreiphasen haben.
Tatsächlich gibt es für Dreimonatskoliken keine Therapie. Im Alltag können jedoch verschiedene Punkte beachtet werden, um Babys mit einer Regulationsstörung diese Phase zu erleichtern.
Tipp 1: Neue Eindrücke in kleinen Häppchen gut verarbeitbar machen
Es gibt Studien, die aufzeigen, dass Babys das Erlebte am Abend und in der Nacht verarbeiten. Gibt es ein Überangebot von neuen Eindrücken, könnte das eine Regulationsstörung bedingen.
Daher gilt: Den Nachwuchs möglichst vorsichtig und häppchenweise mit neuen Eindrücken konfrontieren. Regelmäßige Schlafenszeiten über Tag sorgen für Routinen, vermitteln eine Grundsicherheit und helfen bei der Verarbeitung.
Tipp 2: Beim Füttern sind Ruhe und Technik gefragt
Ein ruhiger Ort, an dem das Baby trinken kann, welcher auch bequem für Mutter oder Vater ist, ist der Knackpunkt, um eine ruhige Atmosphäre zu schaffen. Sollten offensichtlich Blähungen auftreten (was immer sein kann, weil der Darm des Babys jeden Tag ein klein wenig wächst) können Kümmel- oder Fenchelöl weiterhelfen. Auch Präparate aus der Apotheke oder eine entspannende Bauchmassage können Abhilfe schaffen.
Tipp 3: Der Fliegergriff hilft bei Koliken
Tatsächlich hat diese Tragetechnik schon die Nerven vieler Eltern geschont. Mit dem Bauch auf dem Unterarm von Mutter oder Vater liegend, können – falls wirklich Blähungen für das Schreien verantwortlich sind – die Winde besser abgehen. Auch kann mit dieser Technik der andere Elternteil, oder gar eine andere Bezugsperson, das Baby kurzzeitig übernehmen.
Tipp 4: Hilfe annehmen
Da die Regulationsstörung bei Babys und Kleinkindern bei so gut wie allen Neugeborenen vorkommt, kann die Hebamme als erste Ansprechpartnerin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Hilfe von Seite der Familie oder von Freunden kann ebenfalls oft Erleichterung schaffen und Unsicherheiten nehmen. Auch die Mitarbeitenden in Schrei-Ambulanzen in Krankenhäusern stehen mit Rat und Tat zur Seite, um den Eltern diese Phase zu erleichtern.
Tipp 5: Positive Wachphasen schaffen
Gerade in der Zeit, wenn das Baby wach ist, will es Aufmerksamkeit. Jetzt ist es besonders wichtig viel zu spielen, lachen und mit dem Baby zu sprechen, um die Beziehung weiter zu vertiefen. Enger Körperkontakt kann dem Kind Sicherheit geben. Diese positiven Wachphasen schaffen auch Räume für die Eltern, um den Speicher an positiven Gefühlen wieder aufzufüllen.
Tipp 6: Mit Musik begleiten
Wenn Regulationsstörungen bei Babys und Kleinkindern auftreten, der Nachwuchs ununterbrochen schreit und aus diesem Kreislauf nicht eigenständig herauskommen kann, können Eltern versuchen durch sanfte Klänge, leises Singen oder Meeresrauschen einen harmonischen Ort für den Nachwuchs zu schaffen. Für viele Babys sind Alltagsgeräusche zu mächtig und zu störend, um zur Ruhe zu kommen. Hier kann eine ruhige Routine mit musikalischer Untermalung unterstützend wirken.
Elterntipp: Meist hilft nur abwarten
Viele Eltern suchen nach einem Patentrezept, um dem Baby abends leichter in den Schlaf und/ oder raus aus der Schreiphase zu helfen. Leider gelingt dies nicht immer. Hinzu kommt dann die Ernüchterung: Gerade die ersten Monate zu Hause mit dem Baby haben sich die meisten frisch gebackenen Eltern doch anders vorgestellt, als mit dem schreienden Baby auf dem Arm durch die Wohnung zu laufen. Was wirklich weiterhilft, ist Geduld und – warum nicht – eine Tasse Tee, wenn der Nachwuchs schläft. Das füllt den Nervenspeicher der Eltern wieder auf.